Der Handel mit Waid prägte das Wirtschaftsleben Thüringens im 13. bis 16. Jahrhundert. Damit eng verbunden waren die Entwicklung der Weberei und des Tuchgewerbes, das vielen Menschen Arbeit, Verdienst und Wohlstand bescherte. In dieser Zeit wurde Erfurt durch die Produktion des blauen Färbeguts so reich, das im Jahr 1392 in der Stadt sogar eine Universität gegründet werden konnte, eine der ältesten Universitäten Deutschlands. Bauern in ungefähr 300 Thüringer Dörfern beschäftigten sich mit dem Waidanbau. Auf dem Erfurter Anger – einst Weydtmarkt – verkauften die Händler über vier Jahrhunderte ihre Waidballen. Der Erfurter Waidmarkt war der größte Waidmarkt Mitteleuropas. Wer hier mit der Pflanze handeln wollte, musste Bürger der Stadt sein. Etliche Häuser in der Altstadt erinnern an die Ära des Färberwaids: das heutige Theater Waidspeicher, die Häuser Zum Roten Ochsen, Zum Breiten Herd, Zum großen Paradies und Esel, Zur Windmühle und Zum Stockfisch; ebenfalls Straßennamen wie Waidmühlenweg, Färberwaidweg oder An der Waidwäsche.
Der Beginn der Waidgeschichte liegt in der ägyptischen Kultur. Dies geht aus ersten schriftlichen Dokumenten hervor, die über diese Pflanze geschrieben worden sind; zum Beispiel Rezepte, wie Stoff mit frischen Blättern des Waids blau zu färben sei. Die Pflanze war im Mittelmeerraum sehr gut bekannt. In Thüringen lässt sich der Ursprung für Anbau und Nutzung des Färberwaids auf etwa 800 nach Chr. datieren. Karl der Große erwähnte in einem Dokument die guten Bodeneigenschaften des Erfurter Beckens und damit die Möglichkeit, die Färbepflanze Waid in großen Mengen dort anzupflanzen.
Heute ist das „Blaue Wunder“ Waid wieder nach Erfurt zurückgekehrt. Nach mehr als 500 Jahren ist die authentische Farbe Blau aus Isatis Tinctoria in meiner kleinen Manufaktur zu sehen.